Im Jahr 1730 lud Friedrich August I. von Sachsen, genannt August der Starke (1670–1733), Kurfürst und Herzog von Sachsen und in Personalunion als August II. König von Polen zum 21. Februar, zum Abschluss des Karnevals zu einem Kostümfest ein. Von den Kostümentwürfen sind Abbildungen überliefert, darunter August der Starke als Kürschner.
Allgemein
Die Ausrichtung der Festivität delegierte er an seinen Sohn, den späteren August III. von Polen. Die Gästepaare erschienen als Angehörige jeweils eines der städtischen Gewerbe gekleidet, die zugeteilten Berufe wurden in Anwesenheit der Kavaliere und ihrer Damen am 12. Februar ausgelost. Der Vater als Kürschner gekleidet, im königlichen Hermelin, hatte sich seine Rolle und seine Partnerin, Gräfin Maria Magdalena Bielinska (1685–1730), verh. Gräfin von Dönhoff, später verh. Fürstin Lubomirska, offensichtlich selbst ausgewählt.
Das besondere bei diesen als Wirtschaft bezeichneten Maskeraden war, dass sich die höheren Stände bei entsprechender Themenvorgabe in die Rolle niedrigerer Stände begaben, also alle auf das gleiche gesellschaftliche Niveau. Bei einer der früheren Wirtschaften im Jahr 1725 war August als Schäfer erschienen, jedoch hob er sich von den übrigen Teilnehmern standesgemäß hervor. Sein Schäferhabit bestand nicht nur aus wertvollen Stoffen mit Edelsteinstickerei, Edelsteinbesatz, es kam damals bereits ein wenig Hermelinfell hinzu. Der Kürschneranzug, ganz aus den kostbaren Fellarten Hermelin und Zobel gearbeitet, stellte eine ideale repräsentative, herausragende Kostümierung des Herrschers dar. Ob an der Herstellung der Kostüme, vermutlich neben dem Hofschneider, ein Kürschner beteiligt war, wurde noch nicht ermittelt.
Die Abbildungen mit den Kostümskizzen sind, gebunden einem Heft, „Oberhofmarschallamt“, „Bilder so Zur Wirthschafft mit HandWerckern 1730 gehörig“, zusammengefasst, das im Sächsisches Staatsarchiv, Hauptstaatsarchiv Dresden verwahrt wird.
August der Starke als Kürschner
Der Fürst hatte sich zuvor bei der Stadt über die Rangfolge der verschiedenen Handwerke kundig gemacht. Gab es am Hofe zwar eine strenge und umkämpfte Rangordnung, so brachte er die Angesprochenen damit in einige Verlegenheit, wollten die Bürger doch nicht einzelne Berufe vor anderen hervorheben. Um jedoch dem König zu genügen, stellte der Dresdner Rat nach Gutdünken eine Rangfolge auf. Empfangen wurden die Teilnehmer von einem Wirtshausschild, dass den König und seine Begleiterin als Kürschnerpaar bei der Begrüßung der der Gäste zeigte.
Hofschreiber Johann Ulrich Königs Würdigung der Gäste (Scherzgedichte)
In launigen Reimen des „Geheimen Secretair und Hof-Poëten“ wurde jede Person und das durch sie vertretene Handwerk gewürdigt. Die Eröffnung und letzte Erwähnung erging an den Gastgeber, als fünfzigste und eigentlich letzte an des Fürsten Festbegleiterin, die Gräfin Bielinska. Der Schluss wendet sich noch einmal direkt an den Fürsten, mit Sorgen und Wünschen der Kürschner und der Zünfte allgemein.
Kürschner-Habit
Im Landeshauptarchiv Dresden befinden sich Aquarelle mit den Ausstattungen der Teilnehmer, wahrscheinlich als Kostümentwürfe entstanden. Darunter ist auch eine Darstellung Augusts des Starken als Kürschner. Mit der tatsächlichen Berufskleidung eines Kürschners hat seine Ausstattung nichts gemein.
Mütze, Cape, Jacke, Hose und Stiefel sind aus Hermelin, auf allen Teilen aufgesetzte Hermelinschweife mit ihren schwarzen Schwanzspitzen. Der Muff ist aus Zobel gearbeitet, mit dem auch das Cape die Jacke und die Stiefel verziert sind. Auf dem Kopf hat der Kurfürst eine hohe Mütze. Der aufgeschlagene, dem sächsischen Kurhut ähnliche Rand ist aus Hermelin, der hohe, zylinderartige Hutstumpen aus Zobel, linksseitig wohl mit einer gamsbartähnlichen Ausschmückung. Über einer dunkel umrandeten Weste oder Jacke befindet sich eine längere, kragenlose Hermelinjacke, rundum und an den Taschenpatten mit Zobel verbrämt, mit oben spitzgeformten Ärmelstulpen. Die Jacke ist schmal geschnitten, die Vorderkanten klaffen weit auseinander. Eine eng anliegende Hermelinhose endet oberhalb der Knie, an den Beinabschlüssen verbrämt. Über allem trägt er einen bis etwa zum Ende der Hosenbeine reichenden Umhang, der knapp die Schultern bedeckt und Ärmel und Vorderteile völlig frei lässt. Das obere Teil scheint aus Stoff zu sein, gefolgt von je vier Querstreifen, abwechselnd das Fell der Verbrämung und Hermelin. Das ganze Cape ist ebenfalls mit Zobel verbrämt, offenbar gehalten von einem langen, vorn am Hals gebundenen Band, wohl auch aus der zweiten Pelzart. Sogar die Stiefel sind aus mit Schweifen besetztem Hermelin. Die Verbrämung der oberen Kante geht in einen schmalen Mittelstreifen über, der bis zu den Schuhspitzen reicht. Um die Knie herum sind die Beine unbedeckt, vielleicht mit Seidenstrümpfen bekleidet. Den Mittelpunkt des Aquarells bildet der kleine Muff, in den der Fürst die Hände gesteckt hat.
Zusammen mit der Gräfin Bielinska, saß er so gekleidet zur Rechten des preußischen Königs an der Stirnseite der langen Tafel. Die Gräfin war in gleicher Art angezogen. Es wurde erwähnt, dass ihr Kostüm „reich mit Brillanten garniret“ war.
Weblinks
Einzelnachweise




