ownCloud ist ein Open-Source-Software-Projekt des US-amerikanischen Unternehmens Kiteworks, das eine Content Collaboration Plattform für den Unternehmenseinsatz entwickelt. Diese Plattform ermöglicht das Speichern, Verteilen und gleichzeitige Bearbeiten von Daten (Filehosting) auf eigenen Servern und Endgeräten.
Die Software synchronisiert automatisch Clients und Server, sodass Anwender mit einem konsistenten Datenbestand arbeiten können. Office-Dokumente, Bilddateien und ähnliches lassen sich über eine Weboberfläche, lokal installierte Anwendungen oder mobile Geräte bearbeiten. Zudem unterstützt ownCloud die Zusammenarbeit über Unternehmensgrenzen hinweg und in föderierten Netzwerken. Durch die Open-Source-Architektur sollen Datenschutz, Sicherheit und Skalierbarkeit für Cloud-Anwender gewährleistet werden, inklusive der Möglichkeit zur selbständigen Installation.
Geschichte
Das ownCloud-Projekt wurde 2010 von Frank Karlitschek ins Leben gerufen; wenig später gründete er zusammen mit Markus Rex und Holger Dyroff das gleichnamige Unternehmen.
2016 verließ der ownCloud-CTO Karlitschek das Unternehmen und gründete den Fork Nextcloud inklusive der Nextcloud GmbH. Der Fork bietet einen ähnlichen Funktionsumfang, auch der Client war austauschbar. Mit der Zeit unterschieden sich die beiden Produkte immer stärker, nicht nur im Unterbau, auch die Clients oder Erweiterungen sind nicht mehr austauschbar. Zudem konzentriert sich ownCloud nun auf Nutzer aus dem öffentlichen und wissenschaftlichen Bereich, während Nextcloud ein breiteres Umfeld adressiert.
Mit der Abspaltung erhielt die ownCloud GmbH einen neuen Investor, neuer CEO wurde Tobias Gerlinger, COO Holger Dyroff.
Ende 2023 fusionierte ownCloud mit dem im Silicon Valley ansässigen Unternehmen Kiteworks, das die Kommunikation sensibler Inhalte innerhalb eines Private Content Network vereinheitlicht, verfolgt, steuert und sichert, wobei der Open-Source-Code von ownCloud langfristig freie Software bleibt. Anfang 2024 verwendeten das CERN, die Europäische Science Cloud, das Wissenschaftsnetzwerk Nordrhein-Westfalen mit 22 Universitäten (Sciebo) und die bayerischen Kommunen in der „Bayernbox“ des Landesamt für Digitalisierung, Breitband und Vermessung Bayern ownCloud. In der „BayernCloud Schule“ (ByCS) versorgt Infinite Scale 4,7 Millionen Anwender (Schüler, Lehrer, Eltern, Verwaltung) mit einer DSGVO-konformen und sicheren Lernplattform.
Mit Stand 2024 gibt es ownCloud in zwei Versionen: ownCloud 10 und Infinite Scale. Während ownCloud 10 in PHP geschrieben ist und auf dem LAMP-Stack basiert, ist die im Umfeld des europäischen Kernforschungszentrum CERN entstandene neuere Version „Infinite Scale“ in Go erstellt und benutzt eine Architektur mit Microservices, cloud-native-Technologien und ein Frontend in Vue.js. Während ownCloud 10 auf eine SQLite-, MySQL- oder PostgreSQL-Datenbank zugreift, arbeitet Infinite Scale ohne Datenbank. Infinite Scale (dt. „unbegrenzte Skalierbarkeit“) wurde entwickelt, um mehr Dateiaktionen in kürzerer Zeit und sofortigen Zugriff auf Daten zu gewährleisten.
Sync-Clients und Plattformen
ownCloud-Desktop-Clients gibt es für macOS, Windows, Linux, BSD und andere unixoide Betriebssysteme. Außerdem existieren Apps für die gängigen mobilen Betriebssysteme. Diese sind auch als Open Source verfügbar.
Den ownCloud-Server gibt es via Github, als Docker-Image und als Pakete in gängigen Linux-Distributionen sowie von der Webseite. ownCloud ist für Linux optimiert, Versionen älter als ownCloud 8 ließen sich auch auf Windows installieren. Infinite Scale läuft auch auf macOS und über das Windows-Subsystem for Linux auf Microsoft-Windows-Systemen.
Funktionsumfang
ownCloud unterstützt folgende Funktionen:
- Dateiablage in herkömmlichen Verzeichnisstrukturen (auch über WebDAV)
- Zwei-Faktor-Authentifizierung
- Passwort-Richtlinien
- Brute-Force-Schutz
- Einbindung von externen Speichern, zum Beispiel FTP, Dropbox, Amazon S3, WebDAV
- Verschlüsselung der Daten auf dem Server sowie eine verschlüsselte Übertragung per SSL/TLS
- anonymes Hochladen (kein Benutzerkonto erforderlich)
- Spaces: Neu entwickeltes, benutzerunabhängiges Konzept für gemeinsam genutzte Ordner
- Synchronisation durch Desktop-Clients
- Teilen von Dateien und Ordnern mit anderen Benutzern, Gruppen oder über öffentliche URLs
- Kalender (auch als CalDAV)
- Integration von Collabora Online, einer auf LibreOffice basierenden Online-Office-Applikation
- Integration von OnlyOffice
- Aufgabenplaner (To-Do-Listen)
- Adressbuch (auch als CardDAV)
- Musikwiedergabe
- Fotogalerie
- Betrachter für PDF- und Microsoft-Office-Dateien
- Lesezeichenverwaltung
- Benutzer-, Gruppen- und Rechteverwaltung (erweiterbar, zum Beispiel zur Authentifizierung mit LDAP)
- Authentifizierung mit OAuth2
- Anpassen des Erscheinungsbilds (Theming)
- virtuelles Dateisystem
- MSI-Pakete für erleichterte Installation auf Windows
- Gast-Accounts
- Ad-hoc-Gruppen
- Speicherverschlüsselung mit HSM
- Integritätsprüfung beim Dateitransfer
Erweiterungen
Da die Software modular aufgebaut ist, lässt sie sich durch ein Plugin-System um beliebige Funktionalitäten erweitern. Über eine vom Hersteller betriebene Plattform können Entwickler ihre Erweiterungen anderen Benutzern zur Installation anbieten. Diese Plattform kommuniziert mit den ownCloud-Instanzen über ein offenes Protokoll.
Mit Hilfe der Erweiterungen können unter anderem folgende Funktionalitäten hinzugefügt werden:
- Kalender (auch als CalDAV)
- Adressbuch (auch als CardDAV)
- Kollaboration (Kommentare zu Dateien, Verschlagwortung)
- Aktivitätenanzeige
- Fotogalerie
- Musik- und Videowiedergabe
- Lesezeichenverwaltung
- Aufgabenplaner (To-do-Listen)
- Bearbeiten von Textdateien mit Unterstützung für Markdown
- E-Mail-Programm
- Auswerten von Geodaten im GPS Exchange Format
- Verwaltung von Kennwörtern (Passman-Integration)
- Erstellen von Diagrammen (u. a. Netzwerk, Ablaufdiagramme, Geschäftsprozesse, UML)
- Integration von Content-Management-Systemen (u. a. Pico-CMS)
- Blutdruckmessung
- Modul für VNCsafe
- E-Book-Reader
- Sensor-Messung
- Umfragen- und Terminplanungstool
- Mobiltelefon-Standortanzeige
Enterprise Edition
Die ownCloud GmbH bietet eine Enterprise Edition mit erweiterter Funktionalität und professionellem Support für den Einsatz in Unternehmen an. In deren Funktionsumfang sind unter anderem Integrationen für Branding, Windows-Network-Drives, Sharepoint, Ende-zu-Ende-Verschlüsselung, Schutz vor Ransomware, Malware und Viren enthalten, dazu gruppieren sich Erweiterungen für das Klassifizieren von Dokumenten, SAML/OID und Single Sign-on, Auditing und Workflows sowie die Integration von Microsofts Office 365 (sowohl komplett on-premise als auch in der Microsoft-Cloud).
Versionsgeschichte ownCloud Infinite Scale
Versionsgeschichte ownCloud 10
Weblinks
- Website des Unternehmens
- ownCloud-Quellcode auf GitHub
- – Forum zum Austausch
Einzelnachweise




